Fischer-Braun
Doppel-Transalp Sommer 2025: Mittenwald - Rovinj/Bozen - Landeck
Übersicht: Mittenwald - Rovinj und Bozen - Landeck
Hier eine Übersicht der beiden Strecken, die uns südlich über Innsbruck, das Pustertal und über Lienz und das Drau- und Gailtal und den Pass del Predil ins Soca-Tal führte, weiter an Triest vorbei nach Izola und Rovinj. Den Rückweg starteten wir nach der Fähre bis Triest und dem Zug bis Bozen über das Vinschgau und den Reschenpass bis Landeck, bevor wir die letzten Kilometer von Konstanz bis Ludwigsburg radelten.
03.08.25
Fahrt nach Innsbruck
Nachdem es bei der Zugfahrt schon ständig geregnet hat und wir die erste Nacht in Mittenwald zelten wollten, können wir dort noch ein Zimmer buchen und lösen das Zugticket weiter bis Mittenwald. Nach den Packen geht es kurz nach 10 Uhr los, die Navigation klappt mit OSMAnd auch gut, wobei ich noch schauen muss, wie ich der Bildschirm schließen kann - wenn die ganze Zeit das Handy mit Bildschirm läuft, brauche ich bald die Powerbank.
Meist fahren wir auf Schotterwegen, abseits der Straße. Es geht doch weiter hinauf, als ich dachte - der Plan war eigentlich, nicht über Seefeld zu fahren, sondern in Richtung Telfs abzubiegen. Wir halten nochmals an, bleiben bei der Entscheidung für Telfs - was wir dann, nach 500 m steiler Abfahrt auf der Bundesstraße und 25 km zwischen Telfs und Innsbruck (auf der Inntal-Radtour-Strecke, meist zwischen Autobahn und Inn) doch bereuen.
Kurz von Innsbruck kommt dann noch Regen dazu, wir ziehen die Regenjacken an und kommen gut durch. In der Altstadt von Innsbruck trinken wir einen Cappuccino und überlegen, wo wir übernachten. Die Campingplätze sind entweder in der Stadt und wohl sehr laut, die anderen zwar grob auf unserer Fahrtroute, jedoch außerhalb, wo weiter Höhenmeter auf uns warten würden - die wir dann morgen auch nochmals teils zurückfahren müssten. Wir finden eine Übernachtung in einem nahegelegenen Café, nicht weit vom Goldenen Dachl. Die Wirtin knöpft uns 110 € ab und weist darauf hin, dass zum „Bed & Breakfast“ kein Breakfast mehr gehört - schon seit Corona. Schade, denn, wie sich Birgit erinnert, war das wirklich gut im Café Munding.
Wir genießen einen Espresso auf der kleinen Terrasse bei unserem Zimmer und machen uns auf einen Stadtrundgang. In der Stadtkirche gibt es gute Ideen - eine Oase der Stille, einen Dank-Briefkasten.
Die machen das hier wohl ganz gut mit spritzigen Ideen.
An der Uni vorbei gehen wir weiter, wollen mit Gebäck und Wein am Inn sitzen - aber der ist nun doch weit entfernt, weil er einen Bogen um Innsbruck macht. Als wir ihn erreichen, gibt es kein schönes Bänkle. So gehen wir weiter bis zum Englischen Garten und setzen uns hier hin - und sind fast schon wieder zurück beim Goldenen Dächle.
Das hat ein König zur Hochzeit anfertigen lassen. Am „neuen Hof“ in Innsbruck.
Zurück im Zimmer erfahren wir von zwei Franzosen, die mit dem Rad von München nach Venedig unterwegs sind, dass sie morgen mit der Bahn auf den Brenner fahren. Kostet ca. 20 € und würde auch für uns bedeuten, dass wir dann nicht 700 hm nach oben fahren müssten, wohl oft auch in der Nähe der Autobahn: Das ist ein guter Plan. Wir buchen dann noch einen Campingplatz bei Bruneck. Das heißt, dass wir nicht nur gut 71 km, sondern auch 700 hm morgen vor uns haben.
Fahrt mit dem Zug zum Brenner, über Sterzing nach St. Lorenzen (Bruneck)
Wir kommen rechtzeitig am Bahnhof an, blitzschnell habe ich die Tickets für den Zug auf den Brenner gekauft - und der kommt auch schon 20 Minuten früher, sodass wir einen der nicht besonders vielen Radplätze kriegen. Mal schauen, wie sich das Wetter entwickelt: Zurzeit ist es wolkig, nicht gerade warm - doch über dem Brenner könnte es auch wieder anders aussehen.
Der Bahnhof auf dem Brenner ist zwar groß, aber keineswegs behindertenfrei: Man muss die Räder nach unten und dann wieder nach oben tragen. Zum Glück gibt es hilfsbereite Menschen!
Wir suchen den Radweg nach Süden - und der entpuppt sich als wirklich schön angelegt. Neben der Autobahn kommt eine zweite Straße, oft auch noch etwas Grün, oder wir sind weiter weg von den Straßen. Ein gutes Stück folgt der Radweg einer früheren Eisenbahnlinie. In den Tunnels gibt es automatische Beleuchtung, obwohl die gar nicht so lang sind. Aber, da hier wohl oft viele Radler unterwegs sind, lohnt sich das wohl schon, dass da nicht zwei Radler aufeinander prallen. Ein Stück weiter unten weicht meine aktuelle Route von einer früheren ab, macht etwas mehr Höhenmeter - doch die Strecke ist abwechslungsreicher.
Weiter unten, vor Sterzing, geht es ein Stück direkt an der Autobahn, doch dann biegen wir wieder ab, machen eine Mittagspause und rollen vollends nach Sterzing hinein.
Es dauert einige Zeit, bis wir uns orientiert haben, was die Fahrtrichtung betrifft: Wo ist das Pustertal, das wir zunächst befahren? Es geht langsam aufwärts, teils stärker als die Bundesstraße (und die Autobahn, die es hier auch wieder gibt, von der wir aber meist ein gutes Stück entfernt fahren). Nur ein kleines Stück fahren wir auf der Bundesstraße, dann geht es wieder auf einen geteerten Radweg. Recht viele Radler sind unterwegs, mit uns und auch talabwärts. Da ich dachte, die vielen Höhenmeter würden dazu führen, dass wir deutlich langsamer sind, sagte ich Birgit - die im Zug schon beim Campingplatz angerufen hat, nachdem die übersehen hatten, dass wir nur mit dem Rad kommen: Sie hätten erst ab 26.08. wieder was frei! -, wir könnten auch erst gegen 19 Uhr ankommen. Doch wir waren schon vor halb vier da. - Es gab noch einen kleinen Anstieg von der Pustertaler Straße hinauf und hinab, weil es da wohl keinen Radweg gab. - Erst später bemerke ich: Die Pustertaler Straße hat uns am Fluss Rienz entlang geführt - nicht an der Puster oder so ähnlich.
Jedenfalls erreichen wir St. Lorenzen und den Campingplatz Ansitz Wildberg - ein inzwischen enorm erweiterte Platz mit einem Sanitärgebäude, das wohl fast 100 m lang ist, enorm viele Duschen und Familienduschen, Waschplätze etc. Vorhält, damit auch ja niemand warten muss. Das kostet natürlich auch - wir sind mit fast 50 € dabei für eine Nacht, natürlich ohne Strom, sodass ich am nächsten Morgen mich an eine Steckdose setze und das Handy auflade. Was ich bislang nicht entdeckt habe, ist ein Raum, in den wir uns bei Regen hätten setzen können: Es gibt einen großen Hof, wo es abends auch Essen gibt und einen Eiswagen. Da, wo unsere Zelte stehen, ist eine Hütte, wo wir hätten zumindest überdacht sitzen können.
Wir fahren noch nach Bruneck, wo es einen Radladen gibt: Das Lager an meinem rechten Pedal ist defekt und macht immer wieder seltsame Geräusche. Nach dem Rückweg fahren wir nach St. Lorenzen rein, setzen uns in die Traube - und werden ziemlich enttäuscht. Im Salat fehlt der grüne Salat; ich habe noch nie einen Rostbraten gegessen, der wie eine Vorspeise gewirkt hat (naja, wer serviert auch Rostbraten mit Reis?) - und das Weizen kostet immerhin 6 €. Also hat sich unser Besuch zumindest für das Restaurant gelohnt.
05.08.25
Von St. Lorenzen durch das Pustertal, am Olang-See entlang
Wir essen noch einen Apfelstrudel und fahren dann erst um die Mittagszeit los - Lienz erscheint uns zu weit, Innichen etwas zu kurz. Wir einigen uns unterwegs auf einen Zeltplatz, von dem aus wir auch nach Maria Luggau fahren könnten - hier kommt jemand her, den Birgit kennt.
Unterwegs finde ich die Michaels-Kirche und die Interpretation, dass Michael auch der Erzengel für Muslime sei.
Und - am Olang-Stausee gibt es Tafeln mit den Kinderrechten, zunächst drei Tafeln:
Kinder - haben - Rechte, dann weitere Tafeln zu einzelnen Kinderrechten. Dass ich dann an der einen „Kinder haben Rechte auf Religion“ ein zweites Mal halten musste, um diese Tafel zu fotografieren, versteht sich wohl von selbst. - Wobei, damit keine Missverständnisse aufkommen: Die UN-Kinderrechtskonvention spricht nur im englischen Text vom Recht auf spirituelle Entwicklung. Warum in der deutschen Übersetzung dieses Recht auf Religion so nicht explizit enthalten ist, muss ich noch klären.
06.08.25
Durch das obere Drau-Tal nach Lienz, über Oberdrauburg und den Gailberg-Sattel nach Wertschach-Mauthen
Die Nacht war kalt, auch morgens sitze ich lang angezogen am Frühstückstisch und es ist immer noch kühl. Ein wenig Sonne blinkt zwischen den Wolken durch. Mal schauen, wie der Tag wird - und wie wir vorwärts kommen.
Am Abend habe ich nochmals neu rechnen lassen - fahren wir über Bovec, sind es nun noch 400 km bis Rovinj oder lt. OSMAnd 25 Stunden, mit zwei Anstiegen, einmal über den Gailbergsattel (der kommt dann gleich heute, vielleicht 800 m hoch), dann später über den Passo del Predil (knapp 1.300 m hoch), bevor es dann nach Bovec abwärts geht. Ansonsten hätten wir die stärksten Anstiege bereits hinter uns, sodass wir auch etwas zügiger fahren könnten. Die Frage ist halt, wie lange wir jeweils auf den Rädern sitzen wollen und ob Zeit für das Meer bleibt.
Wir kommen zügig nach Lienz - es ist ein toller Radweg durch das obere Ober-Drau-Tal, der zunächst stärker absteigt, sodass wir gut voran kommen. Es macht echt Spaß, so unterwegs zu sein. Wir sind schon kurz nach 11 Uhr in Lienz,, trinken einen Kaffee bei Glanzl, einem großen und wohl alten Café in Lienz. Ansonsten sind wir nicht so angetan vom Städtle; essen noch was am anderen Ende der Fußgängerzone und nehmen dann Kurs durch das Ober-Drau-Tal, hinab bis Oberdrauburg. Wir haben, seit wir die kleine Passhöhe oben überwunden hatten, Gegenwind, der nun deutlich stärker wird: Der Fluss ist begradigt, die Radstrecke liegt meist daneben, dann folgt die Eisenbahnlinie.
Doch: Es geht auch jetzt zügig voran, sodass wir nicht mehr lange bis Oberdrauburg benötigen. Hier vespern wir, weil nun der Aufstieg zum Gailbergsattel ansteht. Wir entscheiden uns für die Waldweg-Variante, damit wir nicht ständig von Autos überholt werden. OSMAnd macht gewisse Probleme - es will nun die frühere Route nicht mehr anzeigen, sondern verweist uns nun ständig auf die Straße. Erst mit „Nebenstrecken bevorzugen“ verweist es auf die geplante Route. Die ist dann allerdings schon ganz unten gesperrt wegen Unwetterschäden. Wir lassen es drauf ankommen und es folgt ein heftiger Anstieg. Ich muss immer wieder anhalten und fahre schon langsamer als mit 5 km/h, weil es so steil ist; der Schotter macht das Fahren auch nicht besser.
Als wir bei 1.080 m ankommen, entscheiden wir uns, nicht noch weiter auf den Waldwegen anzusteigen, sondern fahren hinunter zur Straße. Da sind es nicht mehr viele Höhenmeter bis zur Passhöhe. Kurz darauf kommt ein Womo-Stellplatz mit Café etc., sodass wir nochmals halten, uns etwas in der Sonne ausruhen, bevor wir die letzten km vollends hinab fahren nach Kötschach-Mauthen, wo wir heute übernachten wollen.
Wir sind 68,2 km geradelt, 610 m angestiegen und 990 m hinabgefahren, insgesamt waren wir 4:20 h unterwegs (Durchschnitt 15,5 km/h).
Auf dem vollen Platz in Kötschach-Mauthen kriegen wir ein Teil-Plätzchen vor einem Wohnwagen mit Vorzelt, richten uns ein und duschen. Nach dem Abendessen fahren wir noch zum Bier-Hotel, das schon mehrfach Preise gewonnen hat. Ich lasse mir eine Bier-Probe mit vier kleinen Bieren bringen, Birgit ein Rosé-Bier: Alles schmeckt echt gut. Die können brauen!
Wieder zurück auf dem Zeltplatz hören wir noch immer die Musik von nebenan - da gibt es heute Schnitzel und Live-Musik. Zunächst internationale Schlager, dann wird es regional. Doch es bleibt ein Gedudel, mit wenig Musik, aber versuchtem Charme, rhythmisch, vom Bass her, einfach langweilig. Irgendwann hört das dann auf und wir können schlafen.
07.08.25
Von Kötschach-Mauthen im Gailtal nach Wertschach (Nötzsch)
Wir fahren dem Gailtal entlang nach unten; es ist fast so schön wie gestern zum Start, das Tal etwas weiter und die Strecke wird bald etwas langweilig. Dafür fährt es sich gut und wir kommen auch gut voran. Unterwegs bei einer Pause finde ich vor dem Aufstieg nach Tarvisio einen Zeltplatz, der neben einem Freibad liegt. Was ich da noch nicht sehe, das ist, dass davor etliche Höhenmeter liegen!
Wir trinken unterwegs einen Kaffee, an einer Baustelle kommt eine Gruppe mit einer local Guide vorbei, die uns empfiehlt, abzuweichen und im Wald zu fahren: Ein toller Tip. Es gibt hier zwar ein paar kleine Gegenanstiege, doch es fährt sich schön im Wald.
Dann biegen wir - es ist schon deutlich später, auch trotz unserer Pausen - vom Fluss ab und kommen in ein kleines Dorf, wo es dann an einer kurzen Schotterpiste hinter der Kirche extrem steil nach oben geht. So steil, dass wir schieben - und ich immer wieder Birgits Rad schiebe, weil das doch deutlich schwerer ist. Weiter oben wird es so steil, dass wir jeweils zu zweit ein Rad schieben, dann das zweite holen, bis wir den Wald überwunden haben und keuchend oben auf einer Wiese stehen. Wir dachten, wir hätten die Höhe und kurven noch kurz durch das nächste Dorf - doch da wartet schon wieder eine so steile Auffahrt, dass wir auch nochmals anhalten, dann wieder fahren und schließlich wieder zu zwei schieben. Dann sind wir oben!
Aber - der Zeltplatz wirkt verwaist. Sollte der etwa geschlossen haben? Wir fahren rum, ich frage einen Jungen und der meint, nein, der sei offen - wir sollen weiterfahren und zum Bad, da sei auch der Empfang.
Das ist so - ein großes Höhenfreibad, daneben der schöne Zeltplatz. Wir müssen nur noch warten, meint die junge Frau, die gerade den Service im Kiosk macht, bis die Besitzerin wieder kommt. Also trinken wir was, fragen dann nochmals - und einige Zeit später kommt sie. Wir schauen uns um, entscheiden uns gegen die abschüssige Zeltwiese und nehmen einen „normalen“ Platz und checken ein. Wir können auch später unsere Daten eintragen und gleich mal ins Freibad gehen, was wir auch tun: Sehr erfrischend nach dem sehr sportlichen Aufstieg vorhin.
Dann bauen wir auf, setzen uns ins Restaurant, wo mir, nachdem ich eine Pizza bestelle und die Bedienung meint, die noch etwas würziger hinzukriegen, sei schwierig, weil die ja eingefroren sei. Kurz danach folge ich ihr und bestelle um - nehme lieber einen Grillteller, weil der ja frisch gegrillt wird.
Dann planen wir noch etwas weiter, vor allem wegen der Rückfahrt: Vielleicht fahren wir doch noch ein Stück Zug, z.B. von Triest bis Villach? Oder gibt es noch eine andere Variante, damit wir nicht dieselbe Strecke wie jetzt dann wieder zurückradeln? Wir haben noch einige Abend, um hier weiter zu planen. Für heute ist jetzt mal Schluss.
Heute waren wir 61,8km und 4:36 Std. Unterwegs.
08.08.25
Von Wertschach (nahe bei Villach) über Tarvisio und den Col de Predil nach Bovec
Am Morgen setzen wir uns noch an den Tisch am Zeltplatz oberhalb der Fläche für die Zelte. Zwei Radler sind noch da, die nicht gut geschlafen haben, weil die Zeltwiese so abschüssig war. Gut, dass wir uns anders entschieden haben und einen „normalen“ Stellplatz genommen haben.
Es wird rasch warm und wir fahren etliche Kilometer auf Sand und Schotter - nicht so angenehm zu fahren, auch kein echter Radweg. Doch eine junge Frau auf einem MTB überholt uns, wir sind also nicht ganz alleine. Bevor wir den ersten Aufstieg nehmen, hätten wir gerne noch einen Kaffee getrunken, aber zwei ältere Leute meinen, es gäbe bei Ihnen kein Café - wir müssten den Weg zur Grenze nehmen, dort, an der Grenze nach Italien, gäbe es Kaffee. Also fahren wir auf dem Radweg neben der Bundesstraße, teils auch noch „begleitet“ von der Autobahn und der Bahnlinie, etwas nach oben und erreichen die Grenze. Dort trinken wir einen Kaffee und fahren weiter, zunächst ein Stück abwärts auf einer wirklich sehr schönen Strecke. Oft ist von der Autobahn und der Bundesstraße überhaupt nichts zu sehen, es macht wirklich Spaß, hier zu fahren. Dann erreichen wir einen Ort mit einem alten Stollen, dem Kaiser-Franz-Erbstollen in Raibla.
Danach in Tarvisio fahre ich zwei Mal falsch, das erste Mal nur kurz, dann recht lange - und verstehe überhaupt nicht, wie es dazu kommen konnte. Das Navi zeigt, dass es weiter geht - erst nach der Mittagspause, als mir das Ganze sehr seltsam vorkommt und ich noch etwas den Radius erweitere, merke ich, dass wir völlig falsch sind. Wir überlegen kurz, ob wir eine Abkürzung nehmen, entscheiden uns dann dafür, dass wir nach Tarvisio zurückfahren und machen das dann auch.
Bald erreichen wir den Lago de Predil, machen eine weitere kleine Rast und nehmen dann den Aufstieg auf den Col de Predil in Angriff. Zum Glück sind wir nicht weit abgefahren, sodass es nur noch wenige hundert Höhenmeter sind bis zur Passhöhe.
Und nun folgt ein Abstieg - fast 1.300 hm liegen vor uns, die wir abfahren können, nur gelegentlich noch ein Gegenanstieg, aber wir kommen rasch nach Bovec, wo wir etwas zu essen kaufen und vollends überlegen, welchen Zeltplatz wir ansteuern. Das sind dann nur noch wenige Kilometer, wir kriegen einen Platz - und der Zeltplatz macht einen guten Eindruck: Es gibt eine Küche, Liegestühle daneben und einen Whirlpool.
09.08.25
Von Bovec und Trnovo ob Soci und Kobarid bis Modrejce bei Tolmin
Nach längerem Überlegen, wie wir weiterfahren - die kurze Route über Triest und Koper, oder die längere über Idrija und Postojna - entscheiden wir uns für die längere und hoffen, dass wir dann für die Rückfahrt ab Triest einen Zug bekommen. Das heißt, dass bis Rovinj noch 270 km und 3.600 hm auf uns warten.
Wir folgen der Empfehlung des Campingplatz-Betreibers, der meint, nach 500 m könnten wir links abbiegen. Dann folge eine Gravel-Road, gut zu fahren und keine Autos, von denen es auf der Hauptstraße wirklich sehr viele hat. Das klappt am Anfang gut, auch wenn wir schon im ersten Ort zweimal umkehren müssen, bis wir auf die richtige Straße kommen. Ich lerne erneut, dass eine Gravel Road bedeutet, dass der Weg geschottert ist (naja, Vokabeln waren noch nie meine Stärke: Das kann ich mir nun gut merken). Nach dem ersten Abzweig geht es dann oft so steil nach oben, dass wir beide wieder absteigen und schieben müssen. Ganz schön anstrengend mit den schweren Rädern! Einige E-Bike-Piloten kommen ohne Gepäck und guter Übersetzung locker an uns vorbei, während wir uns sehr schwer tun. In Trnovo ob Soci hat das Café leider geschlossen. Nun fahren wir auf der Straße weiter, wo es zwar auch wieder aufwärts geht, aber dennoch deutlich rascher. In Kobarid machen wir Mittagspause an der Straße - es ist sehr warm. Birgit holt slowenische Teigtaschen, einmal mit Käse, einmal mit Fleisch-Füllung.
Dann können wir die große Straße hinter uns lassen, wechseln die Fluss-Seite und fahren auf einer kleinen Straße weiter, kaum mit Verkehr. Etwas später kommen wir wieder auf Schotter, trinken am ersten Campingplatz an der Soca noch einen Kaffee und beschließen, dass der Platz uns viel zu hektisch ist - gut also, wenn wir weiterfahren.
Neben der Straße gibt es einen schönen Radweg, direkt an der Soca und sehr schön zu fahren. Einige Zeit später kommen wir nach Most na Soci, wo die Soca so etwas wie einen See bildet. Wir fahren über die Brücke und nach knapp einem km erreichen wir den Zeltplatz Senca, der zu Modrejce gehört. Der Platz ist voll, doch als Radler kriegen wir auch hier wieder einen Platz.
Auch, wenn wir nur ca. 40 km gefahren sind, so sind wir doch ziemlich müde. Es war am Vormittag sehr anstrengend - und am Nachmittag wurde es noch deutlich heißer.
10.08.25
Von Modrejce über Idrija und Godovic nach Logatec
Wir stehen um 7 Uhr auf, weil es wohl wieder sehr warm wird - und weil es auch ein gutes Stück heute wieder bergauf geht, wollen wir früh starten. Ein paar andere sind schon wach - man merkt, dass hier wenige Womo-Touris unterwegs sind und viele, die im Zelt schlafen. Die Zelte werden nicht richtig trocken, aber die meiste Nässe ist weg, bis wir sie einpacken und dann losfahren, zwischen 8.30 Uhr und 9.00 Uhr sind wir schon unterwegs. Es hat noch wenig Verkehr auf der Straße, was ganz gut ist. Nach einer Weile machen wir an einem Rasthaus eine Pause, trinken Cappuccino und fahren dann weiter. In Idrija schauen wir uns um, ob wir vielleicht zum Mittagessen eine Pizza oder was Ähnliches finden - doch es gibt nur eine Eisdiele und eine Bar, obwohl das Städtlein gar nicht so klein ist. Wir setzen uns unter einen Baum mit einer runden Bank drumherum und vespern, bevor wir uns dann an den steileren Aufstieg machen bis nach Godovic, wo es vor der Kirche einen Brunnen gibt. Bienen und Wespen freuen sich offensichtlich, wenn wir den Wasserhahn aufdrehen - die haben wohl auch Hunger.
Da es nicht nur sehr heiß ist, sondern auch kräftig windet, stelle ich den Gaskocher in den Kirchenvorraum und mache hier einen Espresso. Am Ortsausgang gibt es eine kleine Straße rechts von der größeren, die dann zur Schotterpiste wird, die jedoch ganz gut zu fahren ist. So sind wir einige Kilometer von den Autos weg, bevor wir dann zunächst wieder auf der Straße fahren, bis etwas später ein Radweg beginnt. Wir kommen gut voran und es dauert nicht lange, bis es nach links nach Logatec geht.
Als wir zum Zeltplatz kommen, ist der fast völlig leer - ein Auto aus Frankreich und ein weiteres stehen da. Doch das sieht ganz nett aus, zwar nur ein Container mit Dusche, WC und Waschbecken und daneben eine Hütte mit Kühlschrank und Spüle. - Das reicht uns; der Platz ist nett und wir waschen noch, weil wir heute recht früh auf dem Zeltplatz sind. Zwar sind wir auch müde, denn der Anstieg war ganz schön anstrengend in der Hitze! 3 - 4 Flaschen Wasser sind schon in mir, und ich habe noch immer Durst.
70 km und 4:21h sind wir unterwegs, steigen 716 hm an.
11.08.25
An Triest vorbei und bis nach Izola
Wir kommen heute recht früh los, was sich angesichts der immer stärker werdenden Hitze sehr bewährt. Was die Fahrtroute betrifft, entscheiden wir uns für eine mittlere Variante, nicht ganz so weit oben, jedoch auch nicht ganz ins Zentrum von Triest; so, dass wir in Richtung Kroatien gut vorankommen.
Zu Beginn geht es immer wieder recht steil aufwärts. Dann folgt ein Abschnitt, bis wir oberhalb von Triest sind. Die Abfahrt wird sehr steil hinab ins Tal, wo es hinter dem Hafen über lange Brücken bis zur Grenze nach Slowenien geht. Nun folgt ein langer und mühevoller Anstieg; teils können wir in den Schatten ausweichen, aber es bleibt mühsam. Dann geht es wieder nach unten und wir folgen der Küste, kommen nun gut voran. Der Zeltplatz liegt nichtdirekt am Strand, sondern jenseits der Straße. Wir trinken erstmal was entscheiden uns für die Weiterfahrt zu einem Platz in Izola direkt am Meer. Am Ende fahren wir dann 95,56km in 5:58 Stunden mit 956 hm Anstieg.
Allerdings wird der Platz zu einer ziemlichen Enttäuschung. Da sind v.a. Langzeitcamper, die - typisch sozialistisch (oder nur mein Klischee?) eigentlich alles gleich haben. Das wird jedoch so ungleich aufgeteilt, dass neben Wohnwagen, Vorzelt und weiterer Fläche auch noch das Auto seinen Platz findet. Zwischendurch gibt es ein kleines Stück, das für insgesamt 10 Plätze mit Zelten ausreichen soll. Schottriger Untergrund, während weiter vorne ein schönes Stück Wiese wäre. Neben uns sind drei Männer und eine Frau - zwei der Männer schlafen ein Stück entfernt. Sie haben den kleinen Tisch aus Steinen mit Bänken fest im Griff, genauso wie die Bierdosen.
Wir fahren noch ins Dorf zum Abendessen und haben heute Glück: In einem Grill gibt es wirklich guten Fisch, der uns total gut schmeckt. Ein Eis am Strand, dann geht es wieder zurück. Im Zelt ist es so heiß, dass an Schlafen nicht zu denken ist. Andere sind noch dazu gekommen, liegen weiter vorne auf den Isomatten. Ich öffne das Zelt, schwitze vor mich hin und schlafe irgendwann für eine Weile ein. Erst gegen Morgen wird es etwas weniger heiß. Ich bin gespannt, wie nach dieser Nacht die Radtour am nächsten Tag wird!
12.08.25
Über Buje, Groznjan und Vizinada nach Rovinj
Wir stehen um 6 Uhr auf und setzen uns nach dem Packen an den Weg am Strand zum Frühstück. Heute stehen zwei große und ein kleiner Anstieg an. Der erste führt uns hinauf nach Buje und dann nach Groznjan, einer Touristen-Hochburg mit vielen Künstlern (Ton und Gemälde), während sich auch einige Musiker übend auf ihre Kunst vorbereiten. Wir schauen uns um, trinken den üblichen Cappuccino am Morgen, vespern noch etwas und fahren dann weiter. Der zweite Aufstieg wartet unmittelbar nach der Abfahrt, nun hinauf nach Vizinada bzw. etwas später in Stuti, bevor es dann wieder hinab geht zum Limski Fjord. Dann folgt der letzte Anstieg, nicht so weit hinauf, bevor es dann vollends hinab geht nach Rovinj. Hier folgen wir meist der großen Straße, auch wenn wir einerseits wieder auf die Parenzana-Bahnlinie verwiesen werden, die jedoch meist nur geschottert ist. So fahren wir, wie die meisten anderen, kaum auf dieser Linie; wer unterwegs ist, weicht auf die Straße aus oder, wenn es mal einen passablen Weg gibt bzw. in den Städten dann Radwege neben der Straße. Trotz intensiver Werbung für die Parenzana-Bahnlinie verpasst das doch etwas sein Ziel, hierher viele Radler zu locken.
Wegen der Unterkunft rufe ich an, die Lady bedankt sich, sagt mir aber nicht, wie wir an die Schlüssel kommen - schon hat sie aufgelegt. Also fahren wir vollends nach Rovinj; die Anschrift haben wir immerhin. Mitten durch die Fußgängerzone am Hafen geht es, dann steil hinauf, sodass wir die Räder schieben. Bald sind wir da und es hängt ein Schloss an der Haustür. Ein Anruf bringt mir den Code für das Zahlenschloss, und wir haben den Schlüssel. In einem winzigen Hof, ein paar Treppenstufen aufwärts neben der Haustür, stehen schon Räder. Unsere kommen hinzu und wir schauen nach dem kleinen 1-Zimmer-Appartement, das ganz gut aussieht: Frisch gekühlt von der Klimaanlage, eine kleine Küche und ein noch kleineres Bad, aber das sieht alles ganz gut aus.
Nach Einrichten und Duschen gehen wir los, zunächst hinauf zur Kirche, auch hier wieder an vielen Schmuck- und Kunstläden vorbei. Viele Menschen wirken erschöpft und müde: Es war ein heißer Tag heute!
Die Kirche ist der Hl. Euphemia gewidmet, die Anfang des 4. Jh.s als Märtyrerin gestorben ist. Ein Sarkophag hinter dem Hauptaltar erinnert an die „wundersame Uferlandung“ des Sarkophags aus dem 10. Jh.; ein großes Gemälde erinnert an sie und ihren Märtyrertod im Stadion, der sie mit einem Löwen zeigt. Die Legende sagt, dass die wilden Tiere Euphemia nichts antun konnten, sondern dass sie durch einen Dolchstoß getötet worden sei. In den Jahren des Bildersturms sei ihr Leichnam verschwunden, dann um 800 „auf wundersame Weise“ bei Rovinj an Land gespült worden sein. In einem Steinsarkophag wird er nun in der Kirche hinter dem Altar aufbewahrt - Euphemia gilt als Schutzpatronin von Rovinj und von ganz Istrien.
Der Hauptaltar zeigt zentral Georg, der einen Drachen erlegt, daneben Markus mit einem Löwen und den Hl. Rochus (mit einem Hund). Die Kirche gilt als das bedeutendste Beispiel der istrischen Barockarchitektur an der Küste - gut 51 m lang, 30 m breit und fast 18 m hohes Mittelschiffs. Allerdings: Schön erscheint sie nicht gerade; mir gefällt am besten ihre Lage, oben droben, mit einem tollen Blick in Richtung Westen, jedoch auch in die anderen Richtungen.
Wir schlendern noch eine Weile durch die Altstadt. Tripadvisor empfiehlt einen Fast-Food-Fischrestaurant. Da sitzt eine Familie aus der Karlsruher Gegend, der Mann macht für uns Platz, ich bestelle zwei Mal gemischten Fisch, und wir sitzen draußen, bis jemand uns das Essen bringt. Es schmeckt klasse, auch wenn Birgit die kleinen, frittierten Fische (komplett frittiert) überhaupt nicht gefallen: Die kriege ich auch noch hinunter.
Wir finden in der Nähe - ganz unten am Hafen - noch einen kleinen Konzum, nehmen noch was mit und setzen uns auf eine Bank am Hafen. Eine junge Violinistin spielt auf dem Platz, es hören viel mehr Menschen zu als vorhin, oben vor der Kirche, wo ebenfalls eine junge Frau spielte. Nach einiger Zeit gibt es einen Wechsel und nun singt eine ebenfalls junge Frau: Nicht so gut wie die Geigerin, doch es hören nun noch mehr Menschen zu als vorhin bei der Geigerin.
Spannend zu sehen, wer sich hier wie neu eingekleidet hat: Kurze weiße Röcke und längere, oft bestickte, weiße Blusen oder Kleider sind für die Frauen am Start, weiße Hemden für die Männer. Das gehört wohl dazu, sich am Urlaubsort neu einzukleiden, auch, wenn die Kleidungsstücke dann wohl nicht mehr getragen werden.
13./14.08.25
Zwei Tage in Rovinj
Zum späten Frühstück gibt es heute Omelett. Bis wir dann rauskommen, ist es schon ziemlich heiß. Wir fahren zum Tourist Board und fragen nach Radwegen, rollen nach Süden bis an das Ende eines Radweges am Goldenen Kap Zlatni rt, wo es eine große, inzwischen geschützte Parkanlage gibt. Wir legen uns zunächst in den Schatten und schwimmen etwas. Um die Mittagszeit fahren wir wieder zurück, kaufen auf dem Markt Shrimps und Lachs für ein eigenes Abendessen sowie etwas Obst auf dem Markt, der nicht weit von unserer Unterkunft liegt. Nach einer längeren Mittagspause erkundigen wir uns wegen der Weiterfahrt mit einer Fähre nach Triest. Das Tourist Board verweist uns auf eine kleine Agentur, die Fahrkarten für die Fähre verkaufen. Das sei kein Problem, weder von hier in Rovinj noch von Porec aus mit dem Fahrrad nach Triest zu fahren; das koste 3 Euro pro Rad, insgesamt dann 39 Euro für die Fahrt nach Triest.
Sehr gut. Nun können wir weiterplanen. Da es draußen immer noch sehr heiß ist - wenn auch nicht so heiß wie gestern, doch immer noch so, dass man sofort schwitzt, fahren wir zurück in unser kaltes Appartement. Wir finden in Vrsac eine Unterkunft und ich schreibe an den Zeltplatz in Triest für die Übernachtung von Samstag auf Sonntag.
Dann machen wir uns ans Kochen, säubern die Shrimps, braten ein Stück Lachs und die Shrimps, etwas kleine Tomaten dazu: Ein tolles Abendessen.
Wir machen zum Sonnenuntergang noch einen kleinen Spaziergang am Markt und am Hafen, gehen dann zur Kirche St. Euphemia, wo um 21 Uhr das Kandinsky-Quartett spielt. Leider geben sie nur an, dass sie Ravel und Mozart spielen. Auf dem Programm steht dann das Streichquartett F von Ravel und von Mozart in G, KV 387 - wirklich hervorragend dargeboten. Beim Mozart frage ich mich, ob nicht sogar die Reihenfolge vertauscht wurde, weil es sich immer wieder so wenig nach Mozart anhört, aber es stimmt schon. In den letzten Jahren hat das Quartett verschiedene Preise gewonnen. Sie werden von der EU gefördert und sind 2025 bei vielen europäischen Musik-Festivals vertreten. Genial, wie sie spielen, die Musik perfekt aufnehmend, tolle Entwicklungen in den Melodien der vier Instrumente weitergeben, die Dynamik super gestalten: Ein echter Genuss. Nach einer kleinen Zugabe mit einem Divertimento ist es dann auch schon fast 22.30 Uhr, bis das Konzert endet.
Wir haben großen Durst, kaufen in der Bäckerei noch etwas zu trinken, das fast wieder verdunstet - und suchen noch eine Unterkunft für Triest: Der Campingplatz hat abgesagt. Doch wenig später finden wir, sehr zentral am Bahnhof gelegen, eine Alternative. Also können wir nun auch die Fähre buchen und für Sonntag den Zug von Triest nach Bozen.
Zweiter Tag in Rovinj
Am Morgen radeln wir wieder durch die Stadt und an den drei großen Hotels vorbei hinaus zum Steinstrand wie gestern, schwimmen ein wenig und genießen die Landschaft - noch im Schatten. Wir kaufen die Tickets für die Fähre nach Triest und fragen, ob wir ein Kayak ausleihen können oder ein kleines Motorboot. Einer wollte uns schon ganz schnell überreden, dass wir gleich buchen und nicht weiter nachdenken und fragen - da waren wir dann schnell wieder weg. Das Motorboot der freundlichen jungen Frau von Aries ist erst am Samstag wieder frei, aber sie empfiehlt uns, am Strand entlang zu fahren und nach Kayaks zu schauen. Das tun wir auch und finden einen jungen Mann, der uns verspricht, dass wir um 18 Uhr dann für zwei Stunden ein Zweier-Kayak mieten können, kosteten 2 x 20 €.
Nach der Rückkehr in unserer Zimmer machen wir uns was zu essen, einen Mittagsschlaf und fahren dann in nördlicher Richtung, am Krankenhaus vorbei - und sehen ein großes Kreuzfahrtschiff in der Bucht vor Rovinj. Naja. Dann beginnt eine Kette von Hotels, Zeltplätzen, Liegewiesen - es nimmt kein Ende. Teils schön angelegt, viel jedoch auch „einfach so“ und geschmacklos angelegt. Auch recht weit entfernt von dem, was wir auf der Südseite gesehen haben, wo es vor den drei großen Hotels richtig große Jachten am Hafen gab, erst dahinter begannen die Liegeplätze: Hier ist es weniger luxuriös, aber einfach grenzenlos ausgedehnt.
Am Abend kriege ich raus, dass es über 4,2 Mio. Übernachtungen in Rovinj 2024 gab, mehr als 735.000 Anreisen - fast die Hälfte haben auf dem Campingplatz übernachtet, jeweils ca. 20 % in Hotels und in privaten Unterkünften. Tagesgäste sind noch nicht mal mitgezählt. Es ist enorm, wie viel hier gegessen wird, wobei neben dem Trinken das Essen etwas ist, was auch bei großer Hitze noch ganz gut geht: Die meisten Restaurants sind voll. Rovinj selbst hat gerade mal gut 13.000 Einwohner, war früher mal eine Insel und insgesamt gehören heute 22 Inseln zur Stadt.
Seit dem 2. Jh. hieß die Stadt zunächst Ruginium, hatte eine höchst wechselvolle Geschichte. Der Stadtname Rovigno stammt aus dem 7. Jh.; im 9. Jh. brannte die Stadt ab. Ab dem 13. Jh gehört die Stadt zu Venedig und erlebt eine Blütezeit. Insgesamt hat sich seit längerer Zeit die Einwohnerzahl nur wenig erhöht, wobei die Zahl der Italiener, die hier leben, im 20. Jh deutlich zurückging. Interessant ist, dass ausgerechnet Leonberg eine Städtepartnerschaft mit Rovinj hat.
Kurz vor 18 Uhr sind wir dann wieder auf der Südseite der Stadt, wählen ein Kayak aus und starten. Zunächst peilen wir Banjol an, eine kleine Insel an, ein gutes Stück draußen - und von dort geht es in Richtung einer größeren Insel, St. Andrija. Sie wird auch „Rote Insel“ genannt, Crveni Otok, dann paddeln wir weiter zur kleinen Insel Muntravo, wo nur einige Kormorane sitzen. Immer wieder sehen wir Quallen, teils auch einige Fische. Einige Zeit dachten wir, dass es nun weniger Boote gibt, die am frühen Abend noch draußen sind, aber das ist wohl nicht richtig: Als wir wieder zurück fahren, scheint es so, als seien nun deutlich mehr Boote auf dem Wasser. Die Sonne geht schon fast unter, als wir das Boot zurückgeben: Das war eine schöne kleine Bootstour am Abend und hat echt Spaß gemacht.
14.08.25
Zweiter Tag in Rovinj
Am Morgen radeln wir wieder durch die Stadt und an den drei großen Hotels vorbei hinaus zum Steinstrand wie gestern, schwimmen ein wenig und genießen die Landschaft - noch im Schatten. Wir kaufen die Tickets für die Fähre nach Triest und fragen, ob wir ein Kayak ausleihen können oder ein kleines Motorboot. Einer wollte uns schon ganz schnell überreden, dass wir gleich buchen und nicht weiter nachdenken und fragen - da waren wir dann schnell wieder weg. Das Motorboot der freundlichen jungen Frau von Aries ist erst am Samstag wieder frei, aber sie empfiehlt uns, am Strand entlang zu fahren und nach Kayaks zu schauen. Das tun wir auch und finden einen jungen Mann, der uns verspricht, dass wir um 18 Uhr dann für zwei Stunden ein Zweier-Kayak mieten können, kosteten 2 x 20 €.
Nach der Rückkehr in unserer Zimmer machen wir uns was zu essen, einen Mittagsschlaf und fahren dann in nördlicher Richtung, am Krankenhaus vorbei - und sehen ein großes Kreuzfahrtschiff in der Bucht vor Rovinj. Naja. Dann beginnt eine Kette von Hotels, Zeltplätzen, Liegewiesen - es nimmt kein Ende. Teils schön angelegt, viel jedoch auch „einfach so“ und geschmacklos angelegt. Auch recht weit entfernt von dem, was wir auf der Südseite gesehen haben, wo es vor den drei großen Hotels richtig große Jachten am Hafen gab, erst dahinter begannen die Liegeplätze: Hier ist es weniger luxuriös, aber einfach grenzenlos ausgedehnt.
Am Abend kriege ich raus, dass es über 4,2 Mio. Übernachtungen in Rovinj 2024 gab, mehr als 735.000 Anreisen - fast die Hälfte haben auf dem Campingplatz übernachtet, jeweils ca. 20 % in Hotels und in privaten Unterkünften. Tagesgäste sind noch nicht mal mitgezählt. Es ist enorm, wie viel hier gegessen wird, wobei neben dem Trinken das Essen etwas ist, was auch bei großer Hitze noch ganz gut geht: Die meisten Restaurants sind voll. Rovinj selbst hat gerade mal gut 13.000 Einwohner, war früher mal eine Insel und insgesamt gehören heute 22 Inseln zur Stadt.
Seit dem 2. Jh. hieß die Stadt zunächst Ruginium, hatte eine höchst wechselvolle Geschichte. Der Stadtname Rovigno stammt aus dem 7. Jh.; im 9. Jh. brannte die Stadt ab. Ab dem 13. Jh gehört die Stadt zu Venedig und erlebt eine Blütezeit. Insgesamt hat sich seit längerer Zeit die Einwohnerzahl nur wenig erhöht, wobei die Zahl der Italiener, die hier leben, im 20. Jh deutlich zurückging. Interessant ist, dass ausgerechnet Leonberg eine Städtepartnerschaft mit Rovinj hat.
Kurz vor 18 Uhr sind wir dann wieder auf der Südseite der Stadt, wählen ein Kayak aus und starten. Zunächst peilen wir Banjol an, eine kleine Insel an, ein gutes Stück draußen - und von dort geht es in Richtung einer größeren Insel, St. Andrija. Sie wird auch „Rote Insel“ genannt, Crveni Otok, dann paddeln wir weiter zur kleinen Insel Muntravo, wo nur einige Kormorane sitzen. Immer wieder sehen wir Quallen, teils auch einige Fische. Einige Zeit dachten wir, dass es nun weniger Boote gibt, die am frühen Abend noch draußen sind, aber das ist wohl nicht richtig: Als wir wieder zurück fahren, scheint es so, als seien nun deutlich mehr Boote auf dem Wasser. Die Sonne geht schon fast unter, als wir das Boot zurückgeben: Das war eine schöne kleine Bootstour am Abend und hat echt Spaß gemacht.
Fr, 16.08.: Fahrt nach Vrsar
Es gab eine alte Bahnstrecke von Rovinj zu einem Nachbarstädtchen, die man seit 2019 nun mit dem Rad befahren kann. Allerdings ist sie auch nur geschottert, was es für uns mit den bepackten Rädern nicht gerade leicht macht, wenn der Schotter nicht gut befestigt ist. Wir machen uns am Vormittag auf die kleine Reise, steigen die ersten Höhenmeter an und biegen nach einem Vorschlag von Komoot auf einen kleinen Radweg ab. Er beginnt zwar schon gleich mit Schotter, doch der wird dann arg wild. Von der Straße vom Lim-Fjord aufwärts gab es einen Hinweis auf einen Radweg, dem nun auch ein paar Männer von unten gefolgt sind: Ohne Gepäck schaffen sie es trotzdem nicht, dem steilen Anstieg zu folgen; sie müssen schieben. Als wir wieder auf der Straße sind, ist klar: Wir rollen gemächlich auf Asphalt nach unten, wo wir uns auf einen Abstecher zum Ende des Lim-Fjordes einigen. Dort gibt es wieder den spät-morgendlichen Cappuccino mit Blick auf den Fjord. Ich entdecke eine asphaltierte Auffahrt, die uns schon mal 1/3 der Steigung nach oben bringen kann. Ganz oben biegen wir von der größeren Hauptstraße nach/von Rovinj ab auf eine kleinere und im ersten Dorf nochmals. An einer Waldlichtung machen wir Pause, werden von Wespen und Mücken jedoch bald wieder vertrieben. Am Eingang von Vrsar müssen wir feststellen, dass heute, am 15.08., die Läden zuhaben: Es ist Maria Himmelfahrt.
Per Anruf können wir die Vermieterin des Appartements kontaktieren; gleich darauf kommt eine junge Frau, führt uns ins 2. OG eines Neubaus, von dessen Balkon aus wir den Campanile von St. Euphemia in Rovinj sehen. Das einzige Radler, das wir noch haben, kommt erstmal in das Gefrierfach. Wir legen uns bei 36° heiß hin und fragen uns, wie wir vor wenigen Tagen über 80 km geschafft haben? Jetzt sind wir erstmal fertig.
Vrsar war Sommerresidenz der Bischöfe von Porec. Lange Zeit - bis zum Ende des 18. Jhs. - war Vrsar unter dem Einfluss der Bischöfe von Porec gestanden; dann ging es mit Herrschern von Venedig, Österreich, Frankreich, Italien weiter. Während hinter dem kroatischen Namen Vrsar das Wort „Ur“ für Quelle steckt, kommt der italienische Name Orsera daher, dass ein italienischer Geograf eine italienische Patrizierfamilie hier vermutete.
Sa., 16.08.: Nach Porec und Fahrt mit der Fähre nach Triest
Zunächst kaufen wir noch was für das Frühstück und für das Mittagessen im nahegelegenen Konzum. Nach 5 km machen wir die erste Pause, weil wir heute Zeit haben - 12 km müssen wir radeln, die Fähre geht erst nach 18 Uhr. Wir schwimmen und machen Pausen, fahren dann weiter. Dann kommen wir nach Porec, schauen uns etwas um, fragen am Dom mit Ausstellung, ob wir mit unseren kurzen Hosen rein dürfen - ein Typ meint, das sei hier katholisch. Da komme man mit kurzen Hosen nicht rein. Ich entgegne, dass ich das ganz anders kenne, auch in katholischen Kirchen, und dass ich keinen Grund kenne, warum ich mich nun umziehen sollte. Dann kommen ein paar Leute aus der Ausstellung raus - genauso gekleidet wie wir, die Frauen mit dünnen Schals, die sie in den Händen halten: Wenn das der Anstand ist, der hier gefragt ist - dann ohne mich.
Wir kaufen noch was zu trinken ein, weil es wieder sehr heiß ist. Dann fahren wir noch etwas raus und baden, fahren dann wieder zurück und suchen die richtige Mole für die Fähre. Als die Fähre kommt - 15 Minuten vor der Abfahrt - sollen alle zurück, weil die Mannschaft noch ein Brett an die Fähre schiebt, damit man gut raufkommt. Allerdings: Da ist ein Fahrrad dran gekettet. Doch - das braucht nicht lange -, dann kommt einer mit einer Flex von der Fähre, und schon ist das Rad weg.
Dann dürfen wir mit den Rädern als erste auf die Fähre, müssen die Satteltaschen abmachen, damit die Räder hinpassen - und es gibt keine Möglichkeit, während der Fahrt nach draußen zu gehen. Dafür gibt die Fähre kräftig Gas, nur 15 km/h im Hafen, dann draußen wird sie 42 km/h schnell! Ob sie wohl Tragflächen hat, auf denen sie über das Wasser schwebt? Jedenfalls geht es kräftig voran, damit auch nach 2 Stunden - mit Halt in Piran - Triest erreicht ist.
Dort wollen wir Fahrkarten kaufen, doch es gibt keinen Schalter mit einem Menschen. Aber die Automaten sind auch nicht schlecht - bald haben wir die Tickets bis Bozen, auch für die Fahrräder, und machen uns auf die Suche nach der Pension Rittmeyer, die nicht weit entfernt liegt.
Ein ziemlich altes Gebäude, indem diese Pension residiert - da ist auch nicht so viel gemacht worden in der letzten Zeit. 113 € sind dann auch ein Preis; allerdings ist es unmittelbar am Bahnhof und an der Fähre, also für uns auch nicht schlecht. Und bei 34° um 21.30 Uhr wäre es im Zelt auch nicht so angenehm.
Wir gehen in die Eisdiele, die so knapp unter unserem Zimmer liegt: Acht Leute (mit einem Mann) verkaufen Eis, es ist in der Eisdiele voll wie auch davor. Vielleicht 50 verschiedene Eissorten werden angeboten - die beiden, die ich auswähle, sind wirklich gut. Birgit wählt drei Sorten und schafft sie gar nicht alle.
Dann gehen wir noch ein wenig in die Stadt rein und werden nach wenigen hundert Meter von lauter Musik überrascht. Es wäre schön, sich irgendwo hinzusetzen, was zu trinken und den Abend zu genießen. Dafür ist die Musik einfach viel zu laut! Mehrfach haben DJs eine Musikstation aufgebaut und da ist die Musik noch lauter, aber die Anlagen in den Bars und Restaurants versuchen, mitzuhalten. Wir holen uns schließlich an einem Automaten was zum trinken und setzen uns auf Schirmständer, weil es einfach keinen Spaß macht, sich in eine Bar zu setzen. Auch hier ist es wieder spannend zu sehen, wie die Menschen sich unterscheiden von ihrer Kleidung zu denjenigen in Rovinj, wo viel mehr auf das Äußere geachtet wurde bzw. Wo sich sehr viele etwas vor Ort gekauft haben: Das ist hier, in Trieste, völlig anders.
So., 17.08.: Zugfahrt von Triest über Venedig und Verona nach Bozen
Um 8.15 Uhr fährt unser Zug; wir sind zeitig am Bahnhof, kaufen noch einen Cappuccino und der Zug füllt sich. Es klappt gut, wir erreichen Venedig pünktlich, gehen aus dem Bahnhof und trinken einen Cappuccino - und schon ist es wieder Zeit; die eine Stunde Aufenthalt ist schnell um. Auf dem Bahnsteig für die Weiterfahrt warten schon einige, die mit dem Zug mitwollen - wie lang der Zug wohl ist? Es gibt auch einige, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Wir gehen ein Stück nach vorne, damit wir nicht da stehen, wo schon viele Räder sind. Ich komme gut rein, doch da, wo die Räder hinsollen, steht ein Kinderwagen und zwei große Koffer. Den Kinderwagen schiebe ich zur Seite und als ich die Koffer ebenfalls wegstellen will, regt sich ein Italiener auf. Ich verweise auf die Schilder mit den Rädern, doch er lässt sich nicht beruhigen. Ein anderer Italiener verweist ihn darauf, dass die Plätze für die Räder sind, doch auch das bringt nicht viel. An einen Sitzplatz ist überhaupt nicht zu denken, der Zug ist hoffnungslos überfüllt. Aber - er fährt! Nun müssen wir gut zwei Stunden stehen, und an den nächsten Bahnhöfen kommen immer noch weitere, die mitfahren wollen. Zum Glück meist ohne Rad, aber einer kommt auch mit Rad, fährt ein paar Stationen mit und geht wieder.
Kurz vor Navagno wird angezeigt, dass hier auch ein Zug nach Bozen durchkommt. Ich hatte in Venedig abfotografiert, wie unsere Reise aussehen soll: Das ist tatsächlich der Zug, mit dem wir dann ab Verona weiterfahren sollten. Er kommt hier durch, hat 5 Minuten Verspätung - also steigen wir schon mal aus, warten auf dem heißen Bahnhof. Zum Glück habe ich noch zwei alte Brötchen, denn im Zug war es einfach nicht möglich, etwas zu essen. Das holen wir nun nach.
Der Zug kommt und ganz vorne hat es zwei Wagen nur für Fahrräder. Da sind allerdings kaum Räder drin, jedoch viele schwarze Menschen und einige Jugendliche. Wir platzieren unsere Räder - hier hat es Vorrichtungen, dass die Räder aufgehängt werden können. Dann setzen wir uns erstmal hin, weil der Zug auch recht voll aussieht. Beim nächsten Bahnhof steigen dann viele aus und wir können einen Sitzplatz kriegen. Es ist hier nicht ganz so eng wie im vorigen Zug, wobei mir die Menschen, die ganz vorne bei den Rädern sind, schon auch leid tun - durch die geöffneten Fenster kommt zwar Luft rein, aber die ist bei 35 - 38° draußen natürlich auch viel zu heiß. Was die Klimaanlage abgibt, ist auch nicht unbedingt das, was man braucht.
Doch - der Zug gibt kräftig Gas und wir kommen gut voran. Kurz nach halb vier erreichen wir Bozen, müssen auch hier wieder die Räder die Treppen runter- und rauftragen, weil es eine lange Schlange vor den Aufzügen gibt. Aber wir wissen ja inzwischen, wie das mit den gepackten Rädern geht.
Wir fahren zunächst etwas nach Bozen rein, auf einen Platz mit einem großen Denkmal für Walther von der Vogelweide: Das haben sie Ende des 18. Jhs. gebaut, weil man damals dachte, er hätte was mit Südtirol zu tun. Witzig fand ich, dass man einige Jahre später ein anderes, nicht so „deutsch“ anmutendes Denkmal für Dante baute und dann, ab den 1930er Jahren, das Walther-Denkmal von diesem Platz weg und auf einen anderen, weniger bedeutsamen Platz gestellt hat. Wie das ging, das gut 10 m hohe Denkmal mit einem Brunnen unten dran? Jedenfalls dauerte es dann wieder einige Jahre, bevor das Denkmal in den 1980er Jahren wieder zurück kam.
Zu den kalten Getränken, die wir bestellt haben, bekommen wir noch Erdnüsse, Oliven und pikante kleine Ringe, einfach so, dazu. Toll!
Wir entscheiden uns dann, am Ortsausgang von Bozen den Campingplatz Moosbauer anzuschauen. Der hat sogar ein kleines Schwimmbad und, da wir nicht unbedingt noch in Kaltern und darum herum übernachten wollen, können wir auch gleich uns auf den Weg in Richtung Meran machen.
Der Zeltplatz ist okay, wobei mir schon auch auffällt, wie oft Menschen mit Zelten auf eine geschotterte Fläche abgeschoben werden - da könnten doch Wohnmobile oder Wohnwagen hin! Die Heringe werden auf dem trockenen Grund schnell krumm, und sonst gibt es für Menschen, die einfach mit dem Zelt unterwegs sind, auch nicht viel, was man nutzen kann. Hier immerhin noch einen Tisch mit zwei Bänken und einen Elektroanschluss, mehr aber auch nicht.
Schön ist hier, wie man nachhaltig unterwegs ist und das zugleich mit kleinen Erinnerungen an die lokale Geschichte verbindet - die Zweisprachigkeit in Südtirol, warum Männer hier oft eine blaue Schürze tragen und wann sie sie umschlagen nach Feierabend und so weiter: Gut gemacht.
Ein kleiner Market bietet Getränke, morgens dann auch - leider erst ab 8 Uhr - Gebäck; es gibt ein Restaurant, doch bis wir dort einen Platz im freien wollen, sind die leider schon alle vergeben. Wir entscheiden uns, einfach was zu bestellen, Getränke im Market zu kaufen und uns an den einen Tisch zu setzen. Das ist dann auch ganz nett - zunächst setzen sich zwei Männer aus Essen zu uns, dann ein Paar aus der Schweiz, die beide auch mit Rädern unterwegs sind. Wir klären noch, wie wir weiterfahren und wollen irgendwo im Vinschgau zwischen Nauders und Prad am nächsten Abend zelten.
Mo.,18.08. - Fahrt durch den Vinschgau nach Prad
Wir holen die leckeren Südtiroler Semmeln und brechen auf, solange es noch nicht so heiß ist. Wir kommen gut voran; Birgit will noch ein Foto machen von der Obst-Ernte, doch das dauert, weil wir nun zwischen Fluss und Bahnlinie fahren - erst nach einigen Kilometern ändert sich das und dann gibt es einige freundliche Männer, die uns auch noch wirklich schmackhafte Äpfel schenken. Wir denken erst, wir trinken noch einen Cappuccino mit Milch in Meran, fahren dann aber weiter. Bis wir schlussendlich Mittagspause machen, ist es schon fast 14 Uhr, weil längere Zeit kaum Bänke für eine Pause kamen oder, wenn sie kamen, dann waren sie voll in der Sonne. Wir sind dann in Latsch, wo wir an Pfingsten hochgefahren sind und an einem kleinen Lift im Wald zwei Mal übernachtet haben, und machen heute an einer kleinen, leider verschlossenen Kirche Rast im Schatten, wo es schon vor tausenden von Jahren eine Kultstätte gab - ein Menhir, den man hier gefunden hat aus der Kreidezeit, zeugt davon. Doch neben einem Hinweis vor der Kirche gibt es davon nichts zu sehen. Wie meist auch sonst ist diese Kirche leider abgeschlossen.
Da uns der Platz in Schlanders als zu nahe erscheint, fahren wir weiter und finden in Prad den Campingplatz Kiefernhain, wo ich schon mehrfach war. Allerdings kostet der gut 59 €! Jedenfalls bleiben wir da, haben auch den Eintritt ins Freibad mit bezahlt und gehen da noch rein zum Schwimmen. Dann fahren wir ins Dörfle, wo der Laden gerade noch zehn Minuten aufhat: Der schließt hier schon um 19 Uhr, was wir inzwischen überhaupt nicht mehr gewöhnt sind, wenn die Läden bis 22 Uhr geöffnet haben.
Heute waren wir 80,4 km und 5 Stunden unterwegs, sind 830 m angestiegen.
Di., 19.08. - Fahrt über den Reschenpass nach Ried im Oberinntal
Heute soll es über den Reschenpass gehen - es sind fast 1000 hm, die Komoot anzeigt. - Ob es so viele werden? Wir sind ja schon bei gut 800 m in Prad. Ich fahre zum Bäcker, hole - wohl das letzte Mal - die leckeren Vinschgauer Brötchen mit Kümmel, wir fahren los, während die meisten anderen von der Zeltwiese bereits den Platz verlassen haben.
Wir sind nicht die einzigen, die heute den Weg zum Reschensee angetreten haben. Zunächst geht es durch schöne Seen bei Prad und dann der Etsch entlang aufwärts. Bald kommen wir nach Glurns, fahren zuerst links über die Brücke zu einer schönen alten Kirche, die leider auch wieder geschlossen ist, drehen eine kleine Runde durch das kleine Städtle mit seiner schönen Stadtmauer. Auf dem weiteren Radweg kommen uns von oben weit mehr Radler entgegen, teils auch in größeren Gruppen. Nicht alle wirken „safe“ auf den Rädern. Aber: Es geht aufwärts. Der Anstieg nimmt weiter zu, teils bis 12 oder 13 %. Einmal steige ich auch ab und schiebe, weil es so steil hinauf geht. Und es scheint auch kein Ende zu nehmen! In Burgeis machen wir eine Pause, trinken den spät-morgendlichen Cappuccino, machen Fotos und genießen die Landschaft. Wir haben schon viel vom Anstieg geschafft, doch es liegt auch noch etwas vor uns. Dann kommt der Haldensee und St. Valentin. Es gibt am Ufer ein kleines, drehbares Sitz-Häusle, das wir so ausrichten können, dass wir vom See noch etwas sehen, während uns die Sonne nicht ständig aufs Haupt brennt. Dann geht es vollends nach St. Valentin rein, und es ist auch im Sommer so, dass die gute Bäckerei über Mittag geschlossen hat: So muss es ohne deren Brötchen nun weitergehen. Der Radweg um den Reschensee bleibt voll von Radlern, von denen manche - sagen wir - einen „kritischen“ Fahrstil haben.
Der Wasserstand des Sees hat wieder erfreulich zugenommen, auch vom zweiten Damm unter dem alten Grauner Kirchturm ist nichts mehr zu sehen. Schon Bei der Anfahrt fiel mir auf, wie schmal und klein die Eisack ist - kaum zu glauben, dass davon ein so großer See gefüllt werden kann! Doch es fließt ja sehr viel Wasser im Drucktunnel nach Glurns, wo Strom produziert wird. Und, ja, was auch dort noch auffiel: An der Stadtmauer hinauf zum Reschensee ist weit oben eine großer Strich markiert, der auf ein Hochwasser von vor einigen Jahren hinwies. Das gab es hier also auch, dass Hochwasser ein Thema war, dem der Stausee nun begegnet.
Kurz nach Reschen erreichen wir, ohne irgendein Signal, die Passhöhe - erst weiter unten kommt der Grenzübergang und wir sind wieder in Österreich. Wir folgen der Navigation von Komoot, landen auf einem geschotterten Weg, der steil abwärts führt - die Straße oben ist für Radler gesperrt. Wir fahren einen km hinab, kommen wieder auf die Straße, die uns bald in Überdachungen führt und sogar in mehrere Tunnel, die wir nun leider ohne Licht durchfahren müssen. Teils ist das durchaus kritisch, als mich etwa ein Bus überholt, der kaum Abstand hält. Ich bin froh, dass ich nicht lange warten muss am Ende, bis Birgit, ebenfalls gesund, aus dem Tunnel kommt. Es folgt ein steiler, weiterer Schotter-Abstieg bis nach Alt-Finstermünz. Da wäre eine Straße schon deutlich schöner gewesen! Dort gäbe es einen Kaffee, doch wir halten kurz für Fotos, weil es eine tolle Brücke ist an der alten kleinen Burg. Viele Mountainbiker kommen durch, in Gruppen von über 30, die nun dem Inntal zunächst aufwärts folgen und dann dort einem Radweg oder einer kleinen Straße. Die hätten wir auch nehmen können, aber so weit dachte ich leider nicht und habe Komoot vertraut.
Doch nun folgt ein toller Abschnitt durch die Inn-Schlucht. Wunderbar, wie sich das Wasser hier eingegraben hat! Dann kleine Dörfer, auch mit Campingplätzen, und der Radweg bewegt sich mal rechts, mal links des Flusses abwärts, teils mit kleinen Gegenanstiegen, aber entspannt und schön zu fahren.
Es wird dann fast halb vier, bis wir Ried erreichen. Der Campingplatz ist ausgebucht, aber wir kriegen ein kleines Wiesenstück vor einem Dauercamperplatz.
Anschließend gehen wir noch zum kleinen, aber schönen Badesee von Ried.
Was das Wetterbetrifft: Es soll morgen nicht erst am Nachmittag regnen, sondern bereits in der Nacht damit anfangen. Hmmm - wir wissen noch nicht, was wir dann morgen machen, sondern schlafen erstmal.
Mi., 20.08.: Fahrt von Ried nach Landeck, Zug nach Buchs und Konstanz
In der Nacht beginnt es zu regnen und hört auch nicht mehr auf. Ich setze mich am Morgen auf eine überdachte Terrasse des Campingplatzes, mache mir einen Kaffee. Krankheitshalber brechen wir die Weiterfahrt zum Fernpass ab und fahren per Zug weiter bis Konstanz.
Per Rad benötigen wir ca. eine Stunde nach Landeck bzw. zum Bahnhof in Landeck-Zams. Wir packen im Regen ein und uns in die Regenklamotten, dann geht es los. Zum Glück regnet es nicht stark. Was toll ist: Die anderen Radler grüßen heute auch sehr freundlich - ich habe mir angewöhnt, schon in den letzten Tagen die anderen Radler zu grüßen. Ist doch eigentlich Quatsch, dass nur Biker sich grüßen und die Radfahrer einfach so, achtlos, aneinander vorbeifahren. Wenn es viele sind, natürlich nicht, aber manche reagieren auch in Gruppen und grüßen zurück, per Handzeichen, einem Kopfnicken oder einem Hallo.
Heute freuen sich wohl alle, dass es auch noch andere Verrückte gibt, die sich bei diesem Wetter aufs Rad trauen. Schön!
Der Weg ist gut gemacht, meist weg von der Straße, teils auch als (kleiner) Radweg neben den Autos, meist asphaltiert, nur wenig Schotter. In Landeck fahren wir durch die Fußgängerzone und zunächst zum Bahnhof. Am Automaten kriegen wir keine Fahrkarte, und am Schalter erfahren wir, dass der nächste Zug, indem es freie Radplätze gibt, es um 16.30 Uhr fährt: Also ein Nachmittag, den es nun zu füllen gilt. Wir schauen zunächst in Zams, ob es was zu essen gibt, fahren dann zurück nach Landeck, wo wir mit Zapa ein Restaurant finden, das jugoslawische Küche nach Österreich bringt. Wir essen Knoblauchbrot mit Feta-Salat und überbackenes Hackfleisch mit Pommes. So voll waren wir schon lange nicht mehr! Spät am Abend gibt es noch ein wenig Tomate mit Mozzarella, Melone und Käse mit wenig Brot.
Wenn wir Glück haben, erwischen wir in Buchs noch einen Zug nach Konstanz. Es geht dann im Zug flott hinauf nach St. Anton, dann in den langen Tunnel (10,6 km) durch den Arlberg und immer wieder durch weitere Tunnels, hinab nach Bludenz, dann weiter über Feldkirch nach Buchs. Dort reicht es gerade noch, Tickets nach Konstanz zu kaufen, als der Zug einfährt und wir nun zunächst St. Gallen ansteuern - wieder flott und pünktlich, dann nochmals in einem weiteren Zug über Romanshorn nach Konstanz. Wir sind dann 181 € los, aber schon kurz vor 20 Uhr in Konstanz. Bis wir noch was eingekauft haben, bräuchten wir Licht zum Weiterfahren, aber unsere beiden Rücklichter wollen nicht mehr.
Schön, dann in der Wohnung von Nina anzukommen! Wir hängen die nassen Zelte auf die Terrasse, wundern uns über die Stille draußen und sitzen noch beim kleinen Abendessen zu einem selbst importierten Wein. Gut, dass das heute so geklappt hat!
15.08.25
Fahrt nach Vrsar
Es gab eine alte Bahnstrecke von Rovinj zu einem Nachbarstädtchen, die man seit 2019 nun mit dem Rad befahren kann. Allerdings ist sie auch nur geschottert, was es für uns mit den bepackten Rädern nicht gerade leicht macht, wenn der Schotter nicht gut befestigt ist. Wir machen uns am Vormittag auf die kleine Reise, steigen die ersten Höhenmeter an und biegen nach einem Vorschlag von Komoot auf einen kleinen Radweg ab. Er beginnt zwar schon gleich mit Schotter, doch der wird dann arg wild. Von der Straße vom Lim-Fjord aufwärts gab es einen Hinweis auf einen Radweg, dem nun auch ein paar Männer von unten gefolgt sind: Ohne Gepäck schaffen sie es trotzdem nicht, dem steilen Anstieg zu folgen; sie müssen schieben. Als wir wieder auf der Straße sind, ist klar: Wir rollen gemächlich auf Asphalt nach unten, wo wir uns auf einen Abstecher zum Ende des Lim-Fjordes einigen. Dort gibt es wieder den spät-morgendlichen Cappuccino mit Blick auf den Fjord. Ich entdecke eine asphaltierte Auffahrt, die uns schon mal 1/3 der Steigung nach oben bringen kann. Ganz oben biegen wir von der größeren Hauptstraße nach/von Rovinj ab auf eine kleinere und im ersten Dorf nochmals. An einer Waldlichtung machen wir Pause, werden von Wespen und Mücken jedoch bald wieder vertrieben. Am Eingang von Vrsar müssen wir feststellen, dass heute, am 15.08., die Läden zuhaben: Es ist Maria Himmelfahrt.
Per Anruf können wir die Vermieterin des Appartements kontaktieren; gleich darauf kommt eine junge Frau, führt uns ins 2. OG eines Neubaus, von dessen Balkon aus wir den Campanile von St. Euphemia in Rovinj sehen. Das einzige Radler, das wir noch haben, kommt erstmal in das Gefrierfach. Wir legen uns bei 36° heiß hin und fragen uns, wie wir vor wenigen Tagen über 80 km geschafft haben? Jetzt sind wir erstmal fertig.
Vrsar war Sommerresidenz der Bischöfe von Porec. Lange Zeit - bis zum Ende des 18. Jhs. - war Vrsar unter dem Einfluss der Bischöfe von Porec gestanden; dann ging es mit Herrschern von Venedig, Österreich, Frankreich, Italien weiter. Während hinter dem kroatischen Namen Vrsar das Wort „Ur“ für Quelle steckt, kommt der italienische Name Orsera daher, dass ein italienischer Geograf eine italienische Patrizierfamilie hier vermutete.
16.08.25
Nach Porec und Fahrt mit der Fähre nach Triest
Zunächst kaufen wir noch was für das Frühstück und für das Mittagessen im nahegelegenen Konzum. Nach 5 km machen wir die erste Pause, weil wir heute Zeit haben - 12 km müssen wir radeln, die Fähre geht erst nach 18 Uhr. Wir schwimmen und machen Pausen, fahren dann weiter. Dann kommen wir nach Porec, schauen uns etwas um, fragen am Dom mit Ausstellung, ob wir mit unseren kurzen Hosen rein dürfen - ein Typ meint, das sei hier katholisch. Da komme man mit kurzen Hosen nicht rein. Ich entgegne, dass ich das ganz anders kenne, auch in katholischen Kirchen, und dass ich keinen Grund kenne, warum ich mich nun umziehen sollte. Dann kommen ein paar Leute aus der Ausstellung raus - genauso gekleidet wie wir, die Frauen mit dünnen Schals, die sie in den Händen halten: Wenn das der Anstand ist, der hier gefragt ist - dann ohne mich.
Wir kaufen noch was zu trinken ein, weil es wieder sehr heiß ist. Dann fahren wir noch etwas raus und baden, fahren dann wieder zurück und suchen die richtige Mole für die Fähre. Als die Fähre kommt - 15 Minuten vor der Abfahrt - sollen alle zurück, weil die Mannschaft noch ein Brett an die Fähre schiebt, damit man gut raufkommt. Allerdings: Da ist ein Fahrrad dran gekettet. Doch - das braucht nicht lange -, dann kommt einer mit einer Flex von der Fähre, und schon ist das Rad weg.
Dann dürfen wir mit den Rädern als erste auf die Fähre, müssen die Satteltaschen abmachen, damit die Räder hinpassen - und es gibt keine Möglichkeit, während der Fahrt nach draußen zu gehen. Dafür gibt die Fähre kräftig Gas, nur 15 km/h im Hafen, dann draußen wird sie 42 km/h schnell! Ob sie wohl Tragflächen hat, auf denen sie über das Wasser schwebt? Jedenfalls geht es kräftig voran, damit auch nach 2 Stunden - mit Halt in Piran - Triest erreicht ist.
Dort wollen wir Fahrkarten kaufen, doch es gibt keinen Schalter mit einem Menschen. Aber die Automaten sind auch nicht schlecht - bald haben wir die Tickets bis Bozen, auch für die Fahrräder, und machen uns auf die Suche nach der Pension Rittmeyer, die nicht weit entfernt liegt.
Ein ziemlich altes Gebäude, indem diese Pension residiert - da ist auch nicht so viel gemacht worden in der letzten Zeit. 113 € sind dann auch ein Preis; allerdings ist es unmittelbar am Bahnhof und an der Fähre, also für uns auch nicht schlecht. Und bei 34° um 21.30 Uhr wäre es im Zelt auch nicht so angenehm.
Wir gehen in die Eisdiele, die so knapp unter unserem Zimmer liegt: Acht Leute (mit einem Mann) verkaufen Eis, es ist in der Eisdiele voll wie auch davor. Vielleicht 50 verschiedene Eissorten werden angeboten - die beiden, die ich auswähle, sind wirklich gut. Birgit wählt drei Sorten und schafft sie gar nicht alle.
Dann gehen wir noch ein wenig in die Stadt rein und werden nach wenigen hundert Meter von lauter Musik überrascht. Es wäre schön, sich irgendwo hinzusetzen, was zu trinken und den Abend zu genießen. Dafür ist die Musik einfach viel zu laut! Mehrfach haben DJs eine Musikstation aufgebaut und da ist die Musik noch lauter, aber die Anlagen in den Bars und Restaurants versuchen, mitzuhalten. Wir holen uns schließlich an einem Automaten was zum trinken und setzen uns auf Schirmständer, weil es einfach keinen Spaß macht, sich in eine Bar zu setzen. Auch hier ist es wieder spannend zu sehen, wie die Menschen sich unterscheiden von ihrer Kleidung zu denjenigen in Rovinj, wo viel mehr auf das Äußere geachtet wurde bzw. Wo sich sehr viele etwas vor Ort gekauft haben: Das ist hier, in Trieste, völlig anders.
17.08.25
Zugfahrt von Triest über Venedig und Verona nach Bozen
Um 8.15 Uhr fährt unser Zug; wir sind zeitig am Bahnhof, kaufen noch einen Cappuccino und der Zug füllt sich. Es klappt gut, wir erreichen Venedig pünktlich, gehen aus dem Bahnhof und trinken einen Cappuccino - und schon ist es wieder Zeit; die eine Stunde Aufenthalt ist schnell um. Auf dem Bahnsteig für die Weiterfahrt warten schon einige, die mit dem Zug mitwollen - wie lang der Zug wohl ist? Es gibt auch einige, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Wir gehen ein Stück nach vorne, damit wir nicht da stehen, wo schon viele Räder sind. Ich komme gut rein, doch da, wo die Räder hinsollen, steht ein Kinderwagen und zwei große Koffer. Den Kinderwagen schiebe ich zur Seite und als ich die Koffer ebenfalls wegstellen will, regt sich ein Italiener auf. Ich verweise auf die Schilder mit den Rädern, doch er lässt sich nicht beruhigen. Ein anderer Italiener verweist ihn darauf, dass die Plätze für die Räder sind, doch auch das bringt nicht viel. An einen Sitzplatz ist überhaupt nicht zu denken, der Zug ist hoffnungslos überfüllt. Aber - er fährt! Nun müssen wir gut zwei Stunden stehen, und an den nächsten Bahnhöfen kommen immer noch weitere, die mitfahren wollen. Zum Glück meist ohne Rad, aber einer kommt auch mit Rad, fährt ein paar Stationen mit und geht wieder.
Kurz vor Navagno wird angezeigt, dass hier auch ein Zug nach Bozen durchkommt. Ich hatte in Venedig abfotografiert, wie unsere Reise aussehen soll: Das ist tatsächlich der Zug, mit dem wir dann ab Verona weiterfahren sollten. Er kommt hier durch, hat 5 Minuten Verspätung - also steigen wir schon mal aus, warten auf dem heißen Bahnhof. Zum Glück habe ich noch zwei alte Brötchen, denn im Zug war es einfach nicht möglich, etwas zu essen. Das holen wir nun nach.
Der Zug kommt und ganz vorne hat es zwei Wagen nur für Fahrräder. Da sind allerdings kaum Räder drin, jedoch viele schwarze Menschen und einige Jugendliche. Wir platzieren unsere Räder - hier hat es Vorrichtungen, dass die Räder aufgehängt werden können. Dann setzen wir uns erstmal hin, weil der Zug auch recht voll aussieht. Beim nächsten Bahnhof steigen dann viele aus und wir können einen Sitzplatz kriegen. Es ist hier nicht ganz so eng wie im vorigen Zug, wobei mir die Menschen, die ganz vorne bei den Rädern sind, schon auch leid tun - durch die geöffneten Fenster kommt zwar Luft rein, aber die ist bei 35 - 38° draußen natürlich auch viel zu heiß. Was die Klimaanlage abgibt, ist auch nicht unbedingt das, was man braucht.
Doch - der Zug gibt kräftig Gas und wir kommen gut voran. Kurz nach halb vier erreichen wir Bozen, müssen auch hier wieder die Räder die Treppen runter- und rauftragen, weil es eine lange Schlange vor den Aufzügen gibt. Aber wir wissen ja inzwischen, wie das mit den gepackten Rädern geht.
Wir fahren zunächst etwas nach Bozen rein, auf einen Platz mit einem großen Denkmal für Walther von der Vogelweide: Das haben sie Ende des 18. Jhs. gebaut, weil man damals dachte, er hätte was mit Südtirol zu tun. Witzig fand ich, dass man einige Jahre später ein anderes, nicht so „deutsch“ anmutendes Denkmal für Dante baute und dann, ab den 1930er Jahren, das Walther-Denkmal von diesem Platz weg und auf einen anderen, weniger bedeutsamen Platz gestellt hat. Wie das ging, das gut 10 m hohe Denkmal mit einem Brunnen unten dran? Jedenfalls dauerte es dann wieder einige Jahre, bevor das Denkmal in den 1980er Jahren wieder zurück kam.
Zu den kalten Getränken, die wir bestellt haben, bekommen wir noch Erdnüsse, Oliven und pikante kleine Ringe, einfach so, dazu. Toll!
Wir entscheiden uns dann, am Ortsausgang von Bozen den Campingplatz Moosbauer anzuschauen. Der hat sogar ein kleines Schwimmbad und, da wir nicht unbedingt noch in Kaltern und darum herum übernachten wollen, können wir auch gleich uns auf den Weg in Richtung Meran machen.
Der Zeltplatz ist okay, wobei mir schon auch auffällt, wie oft Menschen mit Zelten auf eine geschotterte Fläche abgeschoben werden - da könnten doch Wohnmobile oder Wohnwagen hin! Die Heringe werden auf dem trockenen Grund schnell krumm, und sonst gibt es für Menschen, die einfach mit dem Zelt unterwegs sind, auch nicht viel, was man nutzen kann. Hier immerhin noch einen Tisch mit zwei Bänken und einen Elektroanschluss, mehr aber auch nicht.
Schön ist hier, wie man nachhaltig unterwegs ist und das zugleich mit kleinen Erinnerungen an die lokale Geschichte verbindet - die Zweisprachigkeit in Südtirol, warum Männer hier oft eine blaue Schürze tragen und wann sie sie umschlagen nach Feierabend und so weiter: Gut gemacht.
Ein kleiner Market bietet Getränke, morgens dann auch - leider erst ab 8 Uhr - Gebäck; es gibt ein Restaurant, doch bis wir dort einen Platz im freien wollen, sind die leider schon alle vergeben. Wir entscheiden uns, einfach was zu bestellen, Getränke im Market zu kaufen und uns an den einen Tisch zu setzen. Das ist dann auch ganz nett - zunächst setzen sich zwei Männer aus Essen zu uns, dann ein Paar aus der Schweiz, die beide auch mit Rädern unterwegs sind. Wir klären noch, wie wir weiterfahren und wollen irgendwo im Vinschgau zwischen Nauders und Prad am nächsten Abend zelten.
18.08.25
Fahrt durch den Vinschgau nach Prad
Wir holen die leckeren Südtiroler Semmeln und brechen auf, solange es noch nicht so heiß ist. Wir kommen gut voran; Birgit will noch ein Foto machen von der Obst-Ernte, doch das dauert, weil wir nun zwischen Fluss und Bahnlinie fahren - erst nach einigen Kilometern ändert sich das und dann gibt es einige freundliche Männer, die uns auch noch wirklich schmackhafte Äpfel schenken. Wir denken erst, wir trinken noch einen Cappuccino mit Milch in Meran, fahren dann aber weiter. Bis wir schlussendlich Mittagspause machen, ist es schon fast 14 Uhr, weil längere Zeit kaum Bänke für eine Pause kamen oder, wenn sie kamen, dann waren sie voll in der Sonne. Wir sind dann in Latsch, wo wir an Pfingsten hochgefahren sind und an einem kleinen Lift im Wald zwei Mal übernachtet haben, und machen heute an einer kleinen, leider verschlossenen Kirche Rast im Schatten, wo es schon vor tausenden von Jahren eine Kultstätte gab - ein Menhir, den man hier gefunden hat aus der Kreidezeit, zeugt davon. Doch neben einem Hinweis vor der Kirche gibt es davon nichts zu sehen. Wie meist auch sonst ist diese Kirche leider abgeschlossen.
Da uns der Platz in Schlanders als zu nahe erscheint, fahren wir weiter und finden in Prad den Campingplatz Kiefernhain, wo ich schon mehrfach war. Allerdings kostet der gut 59 €! Jedenfalls bleiben wir da, haben auch den Eintritt ins Freibad mit bezahlt und gehen da noch rein zum Schwimmen. Dann fahren wir ins Dörfle, wo der Laden gerade noch zehn Minuten aufhat: Der schließt hier schon um 19 Uhr, was wir inzwischen überhaupt nicht mehr gewöhnt sind, wenn die Läden bis 22 Uhr geöffnet haben.
Heute waren wir 80,4 km und 5 Stunden unterwegs, sind 830 m angestiegen.
19.08.25
Fahrt über den Reschenpass nach Ried im Oberinntal
Heute soll es über den Reschenpass gehen - es sind fast 1000 hm, die Komoot anzeigt. - Ob es so viele werden? Wir sind ja schon bei gut 800 m in Prad. Ich fahre zum Bäcker, hole - wohl das letzte Mal - die leckeren Vinschgauer Brötchen mit Kümmel, wir fahren los, während die meisten anderen von der Zeltwiese bereits den Platz verlassen haben.
Wir sind nicht die einzigen, die heute den Weg zum Reschensee angetreten haben. Zunächst geht es durch schöne Seen bei Prad und dann der Etsch entlang aufwärts. Bald kommen wir nach Glurns, fahren zuerst links über die Brücke zu einer schönen alten Kirche, die leider auch wieder geschlossen ist, drehen eine kleine Runde durch das kleine Städtle mit seiner schönen Stadtmauer. Auf dem weiteren Radweg kommen uns von oben weit mehr Radler entgegen, teils auch in größeren Gruppen. Nicht alle wirken „safe“ auf den Rädern. Aber: Es geht aufwärts. Der Anstieg nimmt weiter zu, teils bis 12 oder 13 %. Einmal steige ich auch ab und schiebe, weil es so steil hinauf geht. Und es scheint auch kein Ende zu nehmen! In Burgeis machen wir eine Pause, trinken den spät-morgendlichen Cappuccino, machen Fotos und genießen die Landschaft. Wir haben schon viel vom Anstieg geschafft, doch es liegt auch noch etwas vor uns. Dann kommt der Haldensee und St. Valentin. Es gibt am Ufer ein kleines, drehbares Sitz-Häusle, das wir so ausrichten können, dass wir vom See noch etwas sehen, während uns die Sonne nicht ständig aufs Haupt brennt. Dann geht es vollends nach St. Valentin rein, und es ist auch im Sommer so, dass die gute Bäckerei über Mittag geschlossen hat: So muss es ohne deren Brötchen nun weitergehen. Der Radweg um den Reschensee bleibt voll von Radlern, von denen manche - sagen wir - einen „kritischen“ Fahrstil haben.
Der Wasserstand des Sees hat wieder erfreulich zugenommen, auch vom zweiten Damm unter dem alten Grauner Kirchturm ist nichts mehr zu sehen. Schon Bei der Anfahrt fiel mir auf, wie schmal und klein die Eisack ist - kaum zu glauben, dass davon ein so großer See gefüllt werden kann! Doch es fließt ja sehr viel Wasser im Drucktunnel nach Glurns, wo Strom produziert wird. Und, ja, was auch dort noch auffiel: An der Stadtmauer hinauf zum Reschensee ist weit oben eine großer Strich markiert, der auf ein Hochwasser von vor einigen Jahren hinwies. Das gab es hier also auch, dass Hochwasser ein Thema war, dem der Stausee nun begegnet.
Kurz nach Reschen erreichen wir, ohne irgendein Signal, die Passhöhe - erst weiter unten kommt der Grenzübergang und wir sind wieder in Österreich. Wir folgen der Navigation von Komoot, landen auf einem geschotterten Weg, der steil abwärts führt - die Straße oben ist für Radler gesperrt. Wir fahren einen km hinab, kommen wieder auf die Straße, die uns bald in Überdachungen führt und sogar in mehrere Tunnel, die wir nun leider ohne Licht durchfahren müssen. Teils ist das durchaus kritisch, als mich etwa ein Bus überholt, der kaum Abstand hält. Ich bin froh, dass ich nicht lange warten muss am Ende, bis Birgit, ebenfalls gesund, aus dem Tunnel kommt. Es folgt ein steiler, weiterer Schotter-Abstieg bis nach Alt-Finstermünz. Da wäre eine Straße schon deutlich schöner gewesen! Dort gäbe es einen Kaffee, doch wir halten kurz für Fotos, weil es eine tolle Brücke ist an der alten kleinen Burg. Viele Mountainbiker kommen durch, in Gruppen von über 30, die nun dem Inntal zunächst aufwärts folgen und dann dort einem Radweg oder einer kleinen Straße. Die hätten wir auch nehmen können, aber so weit dachte ich leider nicht und habe Komoot vertraut.
Doch nun folgt ein toller Abschnitt durch die Inn-Schlucht. Wunderbar, wie sich das Wasser hier eingegraben hat! Dann kleine Dörfer, auch mit Campingplätzen, und der Radweg bewegt sich mal rechts, mal links des Flusses abwärts, teils mit kleinen Gegenanstiegen, aber entspannt und schön zu fahren.
Es wird dann fast halb vier, bis wir Ried erreichen. Der Campingplatz ist ausgebucht, aber wir kriegen ein kleines Wiesenstück vor einem Dauercamperplatz.
Anschließend gehen wir noch zum kleinen, aber schönen Badesee von Ried.
Was das Wetterbetrifft: Es soll morgen nicht erst am Nachmittag regnen, sondern bereits in der Nacht damit anfangen. Hmmm - wir wissen noch nicht, was wir dann morgen machen, sondern schlafen erstmal.
20.08.25
Fahrt von Ried nach Landeck, Zug nach Buchs und Konstanz
In der Nacht beginnt es zu regnen und hört auch nicht mehr auf. Ich setze mich am Morgen auf eine überdachte Terrasse des Campingplatzes, mache mir einen Kaffee. Krankheitshalber brechen wir die Weiterfahrt zum Fernpass ab und fahren per Zug weiter bis Konstanz.
Per Rad benötigen wir ca. eine Stunde nach Landeck bzw. zum Bahnhof in Landeck-Zams. Wir packen im Regen ein und uns in die Regenklamotten, dann geht es los. Zum Glück regnet es nicht stark. Was toll ist: Die anderen Radler grüßen heute auch sehr freundlich - ich habe mir angewöhnt, schon in den letzten Tagen die anderen Radler zu grüßen. Ist doch eigentlich Quatsch, dass nur Biker sich grüßen und die Radfahrer einfach so, achtlos, aneinander vorbeifahren. Wenn es viele sind, natürlich nicht, aber manche reagieren auch in Gruppen und grüßen zurück, per Handzeichen, einem Kopfnicken oder einem Hallo.
Heute freuen sich wohl alle, dass es auch noch andere Verrückte gibt, die sich bei diesem Wetter aufs Rad trauen. Schön!
Der Weg ist gut gemacht, meist weg von der Straße, teils auch als (kleiner) Radweg neben den Autos, meist asphaltiert, nur wenig Schotter. In Landeck fahren wir durch die Fußgängerzone und zunächst zum Bahnhof. Am Automaten kriegen wir keine Fahrkarte, und am Schalter erfahren wir, dass der nächste Zug, indem es freie Radplätze gibt, es um 16.30 Uhr fährt: Also ein Nachmittag, den es nun zu füllen gilt. Wir schauen zunächst in Zams, ob es was zu essen gibt, fahren dann zurück nach Landeck, wo wir mit Zapa ein Restaurant finden, das jugoslawische Küche nach Österreich bringt. Wir essen Knoblauchbrot mit Feta-Salat und überbackenes Hackfleisch mit Pommes. So voll waren wir schon lange nicht mehr! Spät am Abend gibt es noch ein wenig Tomate mit Mozzarella, Melone und Käse mit wenig Brot.
Wenn wir Glück haben, erwischen wir in Buchs noch einen Zug nach Konstanz. Es geht dann im Zug flott hinauf nach St. Anton, dann in den langen Tunnel (10,6 km) durch den Arlberg und immer wieder durch weitere Tunnels, hinab nach Bludenz, dann weiter über Feldkirch nach Buchs. Dort reicht es gerade noch, Tickets nach Konstanz zu kaufen, als der Zug einfährt und wir nun zunächst St. Gallen ansteuern - wieder flott und pünktlich, dann nochmals in einem weiteren Zug über Romanshorn nach Konstanz. Wir sind dann 181 € los, aber schon kurz vor 20 Uhr in Konstanz. Bis wir noch was eingekauft haben, bräuchten wir Licht zum Weiterfahren, aber unsere beiden Rücklichter wollen nicht mehr.

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